Was passiert gerade mit uns?

Veröffentlicht am 15.10.2015 in Allgemein

Aus einer relativ friedlichen Gemeinde/Gemeinschaft wird eine geteilte. Menschen, die sich beim Sport, in der Gaststätte oder anderen Freizeitaktivitäten bisher trafen, sehen ihre Mitmenschen plötzlich mit ganz anderen Augen. Es wird sich gestritten, teils beschimpft, im besten Fall nur der Kopf geschüttelt.
In der letzten Zeit wird der Artikel 1 unseres Grundgesetzes häufig zitiert. In diesem heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Doch die Grundregeln des gegenseitigen Respekts und Anstandes, das Akzeptieren einer anderen Meinung bleibt beim Thema Flüchtlinge bei vielen auf der Strecke.
Da werden diejenigen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen, als „Gutmenschen“ beleidigt und verbal angefeindet. Diejenigen, die sich Sorgen machen, die ihre Sorgen oder Bedenken äußern, werden gnadenlos als Rechte oder gar als Nazis beschimpft und gebrandmarkt.
Ich bin in der Formulierung einiger vermutlich einer dieser „Gutmenschen“. Ja ich meine, dass es unsere verdammte Pflicht ist, Menschen zu helfen, die aus Angst um ihr Leben oder das ihrer Familie teils unter Einsatz desselben aus den Krisenregionen dieser Welt fliehen. Wie kann ich in meiner Wohnung oder meinem Büro sitzen und ignorieren, dass es Menschen gibt,  die hier nur mit einer Handvoll Habseligkeiten ankommen. Die in Notunterkünften „leben“ oder mit mehr als hundert anderen in einer Flüchtlingsunterkunft. Ich kann das nicht.
Ich bin mir sicher, dass, jeder das Bedürfnis hat, Menschen in Not zu helfen.

Aber auch ich mache mir natürlich Sorgen.
Schafft Deutschland das?
Kriegen wir das hin?

 

In Berlin schlafen Flüchtlinge auf der Straße, bis sie endlich registriert werden. In Oberhavel klappt es derzeit noch recht gut und ich ziehe den Hut vor dem, was die handelnden Akteure leisten. Die Flüchtlinge werden vom Bund auf die Länder und von diesen auf die Landkreise verteilt. Wir sind am Ende der Kette. Wir werden hier bei uns am Ende der Kette nicht die Probleme Deutschlands lösen können.
Für Glienicke sind derzeit um die 120 Flüchtlinge im Gespräch. Diese sollen auf einem Grundstück in der Gartenstraße 11 untergebracht werden. 120 Flüchtlinge auf 12.000 Einwohner. Da bin ich mir sicher, dass wir in Glienicke das schaffen!
Was man der Bundesregierung und der Europäischen Union vorwerfen muss, ist dass sie viel zu spät auf die wachsenden Flüchtlingsströme Richtung Europa reagiert haben. Und dass auch Deutschland - als drittgrößter Waffenexporteur weltweit - die Probleme in den Ländern, aus denen die Flüchtlinge jetzt kommen, mit verursacht hat. Somit flieht mindestens ein Teil der Flüchtlinge auch vor deutschen Waffen.
Was ich den Verantwortlichen hier vor Ort vorwerfe ist, dass es, nachdem der Standort klar war, Monate gedauert hat, bis am 15. Oktober endlich eine erste Informationsveranstaltung stattgefunden hat. Für mich ist es eine Ausrede, wenn sich hier hinter der Zuständigkeit des Landkreises versteckt wird. Selbst bei den gewählten Gemeindevertretern kamen die Informationen nur häppchenweise an. Die Gemeinden Mühlenbecker Land und Birkenwerder zeigen, wie gute Informationspolitik und gemeinsames Handeln in dieser Frage aussehen kann.
Was ich mir für die nächsten Monate wünsche ist, dass wieder ein Miteinander in unsere Gesprächskultur, unser Handeln und unser Denken Einzug hält. Denn das ist die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben – ein friedliches Zusammenleben zwischen uns „Einheimischen“ genauso wie zwischen „uns“ und jedem neuen Nachbarn.

 

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